CARSTEN NICOLAI – AOYAMA SPACE
Carsten Nicolai zählt heute zu den wichtigsten Vertretern einer Künstlergeneration, die gezielt die Schnittstellen zwischen Kunst, Natur und Wissenschaft untersucht. Als grenzüberschreitender bildender Künstler, Forscher, Musiker und Produzent in Personalunion versucht Nicolai, die Trennung menschlicher Sinneswahrnehmungen zu überwinden und naturwissenschaftliche Phänomene wie Klang- und Lichtfrequenzen oder elektromagnetische Felder sowohl mit den Augen als auch mit dem Gehör- und Tastsinn erfahrbar zu machen. Seinen Installationen ist eine minimalistische Ästhetik eigen, die durch Eleganz, Schlichtheit und Technizismus besticht.
Im Kunstraum Innsbruck zeigt Carsten Nicolai Arbeiten aus der Serie „aoyama space“ sowie Neuproduktionen.
Der Name „aoyama space“ ist abgeleitet von einem Fotostudio im Bezirk Aoyama in Tokio. Dort gibt es einen Raum ohne Ecken, einen so genannten konkaven Raum, in dem eine räumliche Irritation eines scheinbar unendlichen Raumes geschaffen wird, da jegliche Anhaltspunkte einer räumlichen Begrenzung fehlen. Die Arbeiten der Serie unter dem Titel „aoyama spaces“ dienen als maßstabsgetreue Modelle imaginierter Rauminstallationen zur Untersuchung ähnlicher räumlicher Konfigurationen. Dank der verringerten Größe wird es möglich, die Radikalität der räumlichen Strukturen mit ihren komplexen Eigenschaften und der akribischen Arrangements zu realisieren. Das Innere der verschiedentlich ausgeführten Modellräume aus gekrümmten Oberflächen, Spiegeln und Einschnitten sind je durch die Beleuchtung mit einem einzelnen Lichtspiel sichtbar. Das Licht wird von einer Auswahl speziell komponierter elektronischer Sounds ausgelöst, tiefe Bass-Frequenzen bis hin zu Klick-Lauten hoher Frequenz, die auch im Innern der Box zu hören sind. Abhängig von der Frequenz der Töne und deren Rhythmus variiert das Zusammenspiel von Licht und Raum in Form, Intensität und visuellem Eindruck; Die Idee der räumlichen Irritation wird hier aufgegriffen und weiterentwickelt, um die menschliche Wahrnehmung zu untersuchen und subjektive Verfahren der räumlichen Interpretation zu hinterfragen.