Landcruiser

Landcruiser

interaktive Installation von Roland Maurmair 2003

Prolog:

Fällt ein Stein auf die Erde, wenn ihn niemand dabei sieht, oder hört? Heute besser formuliert: Ist man nicht, wenn man nicht gesehen wird…

…das alte Spiel zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit wird zur Groteske, wenn man an die unzähligen Kameras im Kaufhaus, in Banken, in der U- bahn, oder im öffentlichen Raum durch lückenlose Satellitenüberwachung denkt. Mit dem Bewußtsein immer und überall beobachtet zu werden, immerzu medial präsent zu sein, entsteht eine starke Abweichung des Individualverhaltens in unserer Gesellschaft. Paranoid durch die Medien kommuniziert der Mensch nicht mehr direkt, sondern alles durchläuft eine Art Filter namens „political correctness“, durch den der Mensch, gefangen im Käfig seiner eigenen optischen Wahrnehmung und im stetigen Einfluß einer Scheinwelt unserer Medienrealitäten, mit seiner Umwelt interagiert. Der Blick trügt und neue Tabus entstehen. Da jeder Mensch in seiner Ontogenese auch die gesamte Phylogenese im embryonalen Stadium durchläuft, scheint es unwahrscheinlich, daß eine Abweichung in einer Entwicklung keine Auswirkungen auf die andere hat…. Es wäre vermessen zu glauben, der Mensch schaffe eine Realität ohne danach wieder von ihr beeinflußt zu werden. Anders gesagt befinden wir uns in einem rekursiven Akt in dem Form uns bedingt und wir die Form. Laut der „Heisenberg’schen Unschärferelation“ bekommt man als Exobeobachter keinen besseren „Überblick“, denn quantitativ sehen bewirkt nicht mehr Qualität im Blick. Es bleibt eine Erinnerung an das Jetzt…

Aufbau:

Eine Modellwelt (überwuchert von organischem Material) bildet das Herzstück der Arbeit. Durch eine via Joystick gesteuerte Kamera erhält der Benützer die Möglichkeit diese Modellwelt in einem Spektrum von 360 Grad zu „umfliegen“. Die Projektion dieser satellitären Betrachtung erfolgt auf eine im Raum befindliche Projektionfläche. Beim „Scannen“ der Oberfläche des Globus trifft der Betrachter auf von mir definierte Punkte, die als „Pforten“ in einen virtuellen Realität zu verstehen sind. Die Animationen, die dabei abgespielt werden, stellen das subjektive Element in der Arbeit dar und erzeugen eine Surrealität durch einen fließenden Übergang von Virtuell- zu Realraum.

Technische Umsetzung des Dispositivs:

Das Signal des Joysticks regelt zwei Schrittmotoren, die die Kamera entlang der X-und Y-Achse bewegen. Die Umsetzung erfolgt mechanisch, auf einen Riemen, beziehungsweise auf ein Drehgelenk. Das Videosignal wird vom Rechner in einem bestimmtes Videoscript interpretiert, das beim Wiedererkennen von mir definierter Bilder (bzw. X/Y-Positionen der Motoren) die jeweiligen Animationen abspielt.
Das veränderte Signal wird via Beamer auf eine Projektionsfläche projeziert.